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jazz tapes from interzone 

 

tape 1 

und da, aus dem gestaltlosen nichts jenseits der 

schallbarrieren von ultravioletten und infraroten 

undulationen, improvisierte dieses bläsertrio, ein mann

aus dem westen, ein mann aus dem osten und eine frau 

aus der mitte, im sanften wirrgendwo, zwischen den 

autochthonen klängen zur feier der wiedergeburt des 

golem und der vermeintlichen sphärenmusik des

kepler′schen universums

  

tape 2 

wilde tropfen heißen zorns perlten auf die zuhörerschaft 

nieder. gleißende töne blitzenden lichts brachten das

 auditorium dann endgültig zum vibrierenden schweigen. 

als dann der dumpf pulsierende tiefseeschneeballklang 

aus dem magma-urwald, die im orkus versteckten

obsessionen herausdröhnte, konnte man dann endlich 

den atavistisch kollektiven herzstillstand lodern hören  


tape 3 

die süße frucht der matten stille schwebte 

sensengeboren über den arachnoid verkrochenen

horizont. der fluktus der sensiblen follusken ergießt sich

in chet baker unter palmen und signalen von 

außerirdischen; es könnten django und stephane sein, 

aber nein – verunglückte seelen im wahnspiegel der 

eigenen zerreißprobe. violinen singen das allgemein 

abgelutschte lied der fallenden herbstblätter, trombone 

erfüllen unfreiwilligerweise das klischee von jericho, 

saxophone schmelzen hinaus in die unendlichen weiten 

des kosmos, schlagzeuge trapezieren das ewige geflecht 

des stammeswahnsinns; ein bass wie der zähfluss des 

veitstanzenden teerteufels; die gitarre als 

splitterspeiender säbelzahntiger schreit auf, 

im undurchschaubaren dickicht der kriechenden, 

überwuchernden klangprognosen. 

der mondhund tunnelt die wahrheit

 

tape 4 

wer einmal vom giftbecher des free jazz getrunken hat, 

wer einmal von der strahlung des free jazz vergiftet 

wurde, der ist für alle zeiten kontaminiert mit den ideen 

von freiheit, aufbruch und tod, der aber immer nur bei 

anderen eintritt; d.h. wer free jazz als aktiver musiker nur 

einmal inhaliert hat, wird für alle zeiten danach süchtig 

sein; d.h. er wird immer schleichender unempfänglich 

sein für die darbietung von althergebrachtem. 

was nur folgendes bedeutet: 

avantgarde, innovation, 

suff, drogensucht, 

onomatopöie, singledasein,

armut, bewunderung, etc.