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140106
Das Musical – Eine Abhandlung

 

"Der einzige, mir einleuchtende Grund", meinte mein Freund und Autor Rainer Tramin, "den ich akzeptieren kann, warum Leute in einer Bühnenhandlung plötzlich zu singen anfangen, ohne vorgeblich Sänger zu sein, ist der:
5 junge Leute kommen zusammen und inszenieren ein Musical.

Dabei singen sie einander ihre Lieder vor.
Dieses EINE, mich nicht verstörende Plot, klingt selbst für mich kritischen Geist – noch irgendwie logisch."


Wir erörterten im Nachhinein den Kollateralschaden, der entsteht, wenn Darsteller in ihrer Rolle genötigt sind zu singen – und dann taucht in dem Musical plötzlich ein wirklicher Sänger auf, also ein Darsteller in der Rolle
eines Sängers, also sagen wir mal zum Beispiel –
in der Verkörperung, nein, besser –
in der Personifizierung eines
Ultra-Mega-Giga-Rock-Super-Stars –
also nicht in der Rolle eines aus unerfindlichen Gründen singenden Milchmanns.
Was ist dann der Unterschied zwischen singenden Sängern und sägenden Singern? Dieses Problem konnten wir nicht lösen.

 

Wir nannten es daher:
"Das anerkannte systemimmanente Musical-Paradoxon".
Und davon gibt es mehrere!


Wenn wir uns in das Reich der swingenden Milchmänner und der singenden Facility Managerinnen (früher: Hausbesorgerinnen) begeben, kann man natürlich auch andere voll logische Plots zusammenschustern.
Wie zum Beispiel:
Die aus einer fremden Ferne kommende, bei der Arbeit immer singende Putzfrau, trägt einen ansteckenden Virus in sich, der alle in ihrer
Umgebung unweigerlich zum Singen zwingt – und zu allem Überfluss auch noch zur unaufgeforderten Preisgabe ihrer vereinfachten Gefühlswelt; durch ein Lied.

 

Klingt weither geholt?
Auch nicht weiter hergeholt als die Handlung von "Cats"!

 

Und hier sind wir schon bei einem weitverbreitet anerkanntem systemimmanenten Musical-Paradoxon, nämlich dem, dass alle glauben, Andrew Lloyd Webber sei gut.

Mein Freund und Steppenwolf-Orgelspieler Mars "Born to be wild" Bonfire, meinte über die Webber Melodien, sie seien "contrived",

das bedeutet gekünstelt – und das ist wohl eine üble Abart der Kunst.

wird fortgesetzt